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Abschiede und Wiedersehen

Ich beobachte das Meer, wie es kleine und große Steine an den Strand rollt, sie dort sanft und manchmal stürmisch ablegt. Die einen hat es vielleicht lange getragen, von weit her, andere hatten nur eine kurze Reise in den Wellen.

 

Eine Meisterin im Loslassen, diese ewig rauschende See. Ohne zweiten Gedanken an die Steine am Strand, kein Grübeln, was man ihnen zum Abschied noch alles hätte sagen sollen. Vielleicht wird einer dieser Steine, ein schöner Hühnergott, von einem der reisenden Menschen hier entdeckt und zu einem ganz unerwarteten Ort mitgenommen, in einen Garten in den Bergen zum Beispiel. Oder morgen, in einer Stunde, nächste Woche wird das Meer einige von ihnen wieder willkommen heißen, als hätte es nie eine Trennung gegeben, sie ganz unspektakulär auf einen neuen Ausflug durch tiefes Wasser, wilde Strudel und entlang fremder Küsten nehmen. Irgendwo wird es wieder einen Abschied geben, für immer oder auch mit unbestimmtem Wiedersehen.

 

Vielleicht braucht es Meer-Weisheit, Abschiede nicht als Ende, aber auch nicht als Anfang zu sehen, nur als notwendigen Teil des Fließens als Wasser. Das Meer erzählt keine Geschichten über Abschiede, es singt nur Lieder über ewige Kreise, vollkommen, ohne Bedauern.

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