Ein sonniger Morgen, eine gemeinsame Schreibsession zum Thema "Was übergebe ich dem Meer?" nach einem erlebnisreichen Wochenende - sowas muss geteilt werden :-) Vielen lieben Dank @Antje für diese magischen Schreibminuten!
Was schenke ich dem Meer?
Meer, ich schenke dir meine Liebe, dass du sie verteilst, in kleinen Tröpfchen potenzierst. Dass du sie über die Wellen trägst, in Strudeln verwirbelst, in schäumender Gischt nach oben schleuderst.
Wie weit kann Liebe treiben? Wo haftet sie an?
Vielleicht stubst sie eine Muschelmutter tief unten am Meeresboden an, vielleicht trägt sie ein Wal in ferne Meere… Zwischen den Steinen an einem Strand wartend auf einen Fuß, der sie streift.
(Antje Obermüller, Boltenhagen im Juni)
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Ich gebe dem Meer einen Wust von Ängsten, Sorgen und Grübeleien, ein wild verknotetes Knäuel, bei dem nicht mehr ermittelbar ist, wo der Anfang und das Ende ist. Miteinander verfilzt, kaum noch trennbar, haben sich all diese Gedanken und Befürchtungen so eng miteinander verzahnt wie in einer Liebe ohne Abstand, einer Symbiose. Seit Jahren kaue ich auf diesem Brocken, versuche zu schlucken, aufzutrennen, auseinander zu sortieren. Statt kleiner zu werden, ist die Masse immer größer geworden, unverdaulicher. Alles Potential sorgfältig herausgetrennt, übriggeblieben ist der Bodensatz der Apokalypsenphantasien. Und nun stehe ich hier am Meer, nehme den Ball in meine Hände, drehe ihn vorsichtig, betrachte gedankenverloren alles, was dort verwoben ist. Und überlege, ob ich nicht doch noch etwas davon brauche, ob es nicht zu sehr ein Teil von mir ist. Um es dann kurzentschlossen mit voller Kraft in die Wellen zu werfen, mit guten Wünschen für die Reise im Meer zu anderen Küsten. Der Ball schwimmt auf der Oberfläche, ganz munter springt er zwischen den Wogen immer mal wieder hoch, saugt sich voll mit Salzwasser. Leuchtend erstrahlen die Fäden des Knotens in der Sonne, glitzern und sinken dann langsam in das strahlende Blau. Ich winke vom Ufer, neugierig, ahnungslos, in was das Meer all dieses Wirrwarr verwandeln wird. Vielleicht werden Fische damit spielen, kleine Muscheln und Krebse darin Schutz finden und langsam wird das Wasser in der Tiefe all das Dunkle umwandeln.
Und irgendwann laufe ich vielleicht wieder am Strand entlang und werde einen Faden finden, gereinigt und klar, gewandelt und Basis für ganz neue lichte Strukturen in mir... |
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